Lexikon

Hier findest du spannende Infos über Besonderheiten, die ein Kind haben kann. Sowie Begriffe und Einteilungen, mit denen deine Eltern oft zu tun haben. Wolfgang, Patrick, Petra und Lisa haben für dich das Wichtigste zusammengefasst.

ADHS

Der Name ADHS ist eine Abkürzung. Das lange Wort heißt: Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung.

ADHS ist eine Krankheit. Es gibt zwei Formen davon. ADHS mit H, das bedeutet mit Hyperaktivität. Dabei sind die Menschen unaufmerksam, unruhig und zappelig.

Und ADS ohne H bedeutet ohne Hyperaktivität. Dabei sind die Menschen unaufmerksam, ruhig und verträumt.

Menschen mit ADHS können sich schlecht konzentrieren. Es fällt ihnen schwer, bei einer Sache zu bleiben. Sie machen diese oft nicht zu Ende und lassen sich leicht ablenken. Aber wenn sie ein Thema sehr spannend finden, können sie sich besonders gut konzentrieren. Darum ist ein Schüler mit ADHS manchmal gut und manchmal schlecht in der Schule. Das ist oft schwierig zu verstehen. Manchmal ist ADHS kein Problem, dann muss man ADHS auch nicht behandeln.

Autismus

Menschen mit Autismus haben eine besondere Wahrnehmung. Das bedeutet zum Beispiel: sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen. Es gibt auch eine soziale Wahrnehmung. Vielen Menschen mit Autismus fällt diese schwer.
Sozial bedeutet zum Beispiel, wenn zwei Menschen gemeinsam spielen, sprechen oder sich freuen. Soziale Wahrnehmung bedeutet, dass wir erkennen, ob ein Mensch traurig, wütend und ängstlich ist oder sich freut. Das heißt, wir erkennen Gefühle. Das hilft Menschen Freundschaften zu schließen.
Autismus kommt recht häufig vor. 1 von 100 Menschen hat Autismus. Die gemeinsame Bezeichnung für alle Arten ist: Autismus-Spektrum-Störung. Denn es gibt verschiedene Arten davon. Diese sind der Früh-Kindliche-Autismus, das Asperger-Syndrom und der atypische Autismus. Früh-Kindlicher-Autismus ist eine Art von Autismus, bei der man gar nicht oder spät zu sprechen beginnt. Man hat oft eine zusätzliche geistige Behinderung, Früh-kindlich bedeutet, dass man den Autismus bereits erkennt, wenn man ganz klein ist. Das Asperger-Syndrom ist eine Art von Autismus, bei der man gut sprechen kann ohne zusätzliche Behinderung. Man kann einige Sachen richtig gut wie zum Beispiel Musik, Computer oder Technik.
Beim atypischen Autismus ist man nur ein bisschen betroffen. Manche Menschen mit einer schweren geistigen Behinderung haben auch atypischen Autismus.

Botulinumtoxin

Botulinumtoxin ist eigentlich ein Nervengift und wird auch Botox genannt. Das heißt, es stoppt die Freisetzung von Acetylcholin, das ist ein wichtiger Botenstoff in deinem Körper. Und wenn das Acetylcholin nicht ankommt, dann kann der Muskel nicht so gut arbeiten und ist eher schlaff. Das Botulinumtoxin wird meistens bei spastischen Muskeln verwendet, um sie ein bisschen lockerer und weicher zu machen. Dadurch kann es auch sein, dass du Gelenke besser bewegen kannst. Du kannst aber trotzdem noch fühlen, tasten und Wärme oder Kälte spüren. Die Wirkung beginnt innerhalb einiger Tage und hält ungefähr 3 bis 6 Monate an. Das Botulinumtoxin wird mit einer ganz dünnen Nadel in deine Muskeln gespritzt. Aber du brauchst dich nicht fürchten, es sind nur einige kleine Piekser. Ganz wichtig ist, nach der “Botoxtherapie” regelmäßig und oft zur Physiotherapie zu gehen. Da werden deine Muskeln gedehnt und trainiert und auch deine Gelenke gut durchbewegt. Übrigens manche Menschen, die keine spastischen Muskeln haben, lassen sich das Botulinumtoxin gegen Falten spritzen.

Frühchen

Eine durchschnittliche Schwangerschaft dauert 40 Wochen, wenn ein Baby vor der 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommt, wird es Frühchen genannt. Manchmal haben die Babys es eben eiliger auf die Welt zu kommen, aus unterschiedlichsten Gründen. Die Kleinsten, die anfangs auf einer Intensivstation – das ist ein ganz spezieller Bereich im Krankenhaus – versorgt werden, sind erst 23 Wochen alt und wiegen nur so viel, wie eine halbe Milchpackung. Sie entwickeln sich zu richtigen Kämpfern.
Sie müssen lernen, wie sie mit der Schwerkraft umgehen. Die Lunge muss sich auch erst an die Mehrarbeit gewöhnen. Oft haben sie für die erste Zeit eine Unterstützung, die ihnen beim Atmen hilft. Die ganze Verdauung muss sich umstellen, denn plötzlich gibt es statt Fruchtwasser Muttermilch zum Essen. Die frühe Umstellung von der sicheren Umgebung im Bauch in die große Welt ist nicht einfach. Während dieser Zeit, die sich alle Eltern anders vorgestellt haben, steht ihnen ein Team an Ärzten, Pflegefachkräfte und Therapeuten zur Seite, um sie zu unterstützen. Den kleinen Kämpfern wird Essen gegeben, anfangs sogar durch einen kleinen Schlauch, denn saugen ist noch zu anstrengend. Und sonst werden Frühchen eingewickelt und Mama oder Papa zum Haut-auf-Haut-Kuscheln gegeben. So wird gemeinsam geschaut, wie man in diesem zu frühen Start die Kleinsten und ihre Familien bestmöglich begleiten kann.

Genetische Syndrome

Diese Abweichungen in den Genen werden von den Eltern an die Kinder vererbt, eigentlich sind dies keine Erkrankungen, sondern kleine Fehler im Bauplan. Manchmal kann ein Chromosom nur einzeln vorkommen, das nennt man dann Monosomie, oder sogar dreifach, das heißt dann Trisomie. Oder einzelne Gene auf den Chromosomen funktionieren nicht so wie sie sollten. Die bekanntesten Anomalien, also Abweichungen, der Chromosomen sind zum Beispiel die Trisomie 21, Katzenschreisyndrom, Recklinghausen-Krankheit und die Cystische Fibrose.

Trisomie 21: Sie ist die häufigste Chromosomen-Anomalie, also ein kleiner Fehler im Bauplan. Kinder mit Trisomie 21 haben ganz besondere Merkmale, wie zum Beispiel mandelförmige Augenlider. Sie können sich Sachen nicht so gut merken, sind ein bisschen langsamer in der Entwicklung, haben weniger Körperspannung und Kraft. Manchmal haben die Kinder Schwierigkeiten mit dem Herzen und ihrer Verdauung.
Katzenschreisyndrom: Das ist eine seltene Krankheit, die sich bei betroffenen Säuglingen durch katzenartiges Schreien zeigt. Typisch ist auch, dass die Kinder schwach sind und mehr Zeit in ihrer Entwicklung benötigen. Viele haben zum Beispiel auch einen Herzfehler und dann ihr ganzes Leben lang Physio- und Ergotherapie.
Recklinghausen-Krankheit: Es wachsen gutartige Geschwülste oder Knötchen, die Neurofibrome heißen. Einige sind nur wenige Millimeter groß, andere können einen Umfang von mehreren Zentimetern haben. Kinder haben dann Gleichgewichtsstörungen, eine schiefe Wirbelsäule, Lernschwierigkeiten oder sehen nicht gut.
Cystische Fibrose: Bei dieser Erkrankung wird zuviel zäher Schleim in allen Körperdrüsen gebildet. Die Kinder haben Schwierigkeiten beim Atmen und mit ihrer Verdauung. Sie haben oft Husten, Schnupfen und Bauchweh.

GMFCS

GMFCS heißt Gross Motor Function Classification System. Diese Einteilung dient dazu, dass alle beteiligten Ärzte, Therapeuten, Orthopädietechniker oder Pädagogen eine gemeinsame Sprache haben. GMFCS gibt einen Eindruck davon, was das Kind kann. Das wird in 5 Stufen eingeteilt und beschreibt die im Alltag selbstbestimmte Fortbewegung und Leistung. Es muss dabei nicht die bestmögliche Leistung sein, sondern die, die das Kind selbst zu Hause im Alltag macht. Hier wird beobachtet, wie sich das Kind fortbewegt. Bei Stufe 1 kann es selber gehen, bei Stufe 3 werden eine Gehilfe oder ein Rollstuhl benötigt. Bei Stufe 5 wird sogar eine Person gebraucht, die den Rollstuhl anschiebt.

ICP – die Infantile Cerebralparese

ICP heißt, es gibt Störungen der Bewegung beim Kind. Und wie passiert das? Wenn im Gehirn des Babys vor, also noch im Bauch der Mama, während oder nach der Geburt eine Schädigung passiert. Das kommt eigentlich nur sehr selten vor, meistens nur, wenn das Baby zu früh geboren wird. Da ist das Gehirn noch sehr empfindlich und es kann leicht passieren, dass Blutungen oder Infektionen entstehen, oder das Gehirn für kurze
Zeit mit zu wenig Sauerstoff versorgt ist. Den braucht das Gehirn, um richtig arbeiten zu können. Und wie merkt man das?

Das kann sich ganz unterschiedlich auswirken. Das Gehirn ist zum Beispiel für die Steuerung unserer Bewegungen, unserer Sprache und unserer Wahrnehmungen (Hören, Sehen, Fühlen) zuständig.

Die Muskelspannung kann zu hoch sein oder eher schlaff. Bei den meisten Kindern ist die Spannung zu hoch, man nennt das dann Spastik. Manche Leute sagen zu den Kindern Spastiker, aber das klingt sehr herablassend. Die Kinder wirken oft eher steif und können sich nicht zielgerichtet bewegen, zum Beispiel nach einem Spielzeug greifen oder sich umdrehen. Wenn die Spannung in den Muskeln eher schlaff ist, dann spricht man von Hypotonie, also zu wenig Muskelspannung und Stärke. Die Kinder können sich nicht so gut aufrichten, zum Beispiel nicht gut den Kopf heben, wenn sie am Bauch liegen, oder brauchen Hilfe beim Sitzen.

Viele Kinder haben Probleme mit dem Gleichgewicht oder auch beim Sprechen und beim Schlucken. Fest steht, die Krankheit schreitet nicht fort, die bereits eingetretene Schädigung ist nicht heilbar. Manchmal hilft das Hirn sich selbst und übernimmt Aufgaben, um die Schädigungen zu mildern. Die Kinder mit ICP brauchen viel Therapie. Wie zum Beispiel Physiotherapie, da geht es ums Bewegen. Oder Ergotherapie, wo es ums Spielen und Lernen geht. Oder Logopädie, da geht es ums Essen, Trinken und Sprechen. Das ist notwendig, damit die Kinder und ihre Familien im Alltag besser zurechtkommen. Manche Kinder, die nicht alleine gehen können, bekommen einen Rollstuhl und andere Hilfsmittel, wenn sie etwas größer werden. Diese helfen ihnen, sich selbständig fortzubewegen. Viele Kinder erreichen trotzdem eine gute Selbständigkeit.

Klumpfuß

Wird ein Baby mit einem Klumpfuß geboren und hat es sonst keine Schwierigkeiten, ist von Anfang an eine Betreuung bei einem Arzt oder eine Behandlung in der Physiotherapie wichtig. Aber was ist ein Klumpfuß überhaupt? Schaut man so einen Fuß an, sieht man folgendes: Die Ferse, der Vor- und Mittelfuß biegen sich nach innen und sind auch nach innen gedreht. Regelmäßige Physiotherapie ist wichtig, da wird dann gezeigt, wie die Eltern den Fuß gut durchbewegen können, um die Beweglichkeit zu fördern. Je nach Alter werden Übungen für die Muskulatur gemacht, um diese rundum zu stärken. Dabei ist es wichtig, den Fuß mehr in die Mitte zu bringen. Es kann auch sein, dass der Arzt einen Gips und nachher Physiotherapie verordnet, um die Beweglichkeit zu verbessern. Manchmal ist auch eine Operation nötig, wenn Gipsen und Therapie nicht ausreichen, um die Beweglichkeit zu erhalten oder zu erweitern. Was gebraucht wird, ist nicht bei jedem Klumpfuß gleich! Wenn die Kinder wachsen, ist der Fuß manchmal kleiner und das Bein kürzer als die andere Seite. Da ist es dann wichtig, die Schuhe „aufzudoppeln“, das heißt auf die Schuhsohle kommt noch eine weitere Schicht dazu. Wenn das Kind dann steht und geht, sind beide Beine gleich lang und es kann mit anderen Kindern mitlaufen ohne zu hinken. So ist es auch beim Fußball oder anderen Spielen voll dabei!

MACS

MACS heißt Manual Ability Classification System. Diese Einteilung dient dazu, dass alle Ärzte, Therapeuten, Orthopädietechniker oder Pädagogen eine gemeinsame Sprache haben. MACS gibt einen Eindruck davon, was das Kind mit seinen Händen so tun kann und wie es seine Hände im Alltag selbstständig einsetzen kann. Dabei geht es nicht darum, wie das Kind Gegenstände benutzt oder was seine bestmögliche Leistung ist. Es geht um Gegenstände, die dem Alter angepasst und für das Kind passend sind. Die sogenannte Handfunktion wird von vielen Faktoren beeinflusst, wie zum Beispiel der Wahrnehmung oder der Motivation. Diese Punkte werden in der Therapie auch genau angeschaut. Es geht zum Beispiel darum, was unser Superheld Oscar mit seinen Händen zu Hause oder in der Schule selbst machen kann. Es gibt 5 Stufen. So braucht man bei Stufe 1 keinerlei Hilfe, weil das Kind mühelos und erfolgreich mit Gegenständen umgehen kann. Bei Stufe 5 kann es nicht mit Gegenständen umgehen und braucht bei allen Tätigkeiten Hilfe. Für jüngere Kinder von 1 bis 4 Jahren gibt es Mini-MACS. Hier gelten die gleichen Stufen wie beim „großen“ MACS und es wird der Umgang mit Spielsachen angeschaut. Weil was machen Kinder gerne? Genau, Spielen!

MMC – Myelomeningocele

Der Name ist schon fast ein Zungenbrecher. Man muss sich das Ganze so vorstellen: Es gibt ein Problem in der Entwicklung der Wirbelsäule, meist im unteren Rückenbereich, das passiert noch im Bauch der Mama.

Normalerweise schließen sich die Wirbelkörper wie zu einem Ring zusammen und innerhalb dieses Rings befindet sich unser Rückenmark. Der Wirbelkörper schließt sich nicht zur Gänze und der Ring hat eine Lücke. Durch diese Lücke stülpt sich das Rückenmark nach außen. Oft wissen da die Eltern noch gar nicht, dass sie Nachwuchs erwarten. Bei den Babys die damit auf die Welt kommen, wird das sofort operiert und verschlossen. Wie es weitergeht kann ganz unterschiedlich sein. Manche Kinder können ihre Beine gar nicht bewegen und düsen, wenn sie größer sind, im Rollstuhl im Hof herum. Andere wiederum können ihre Beine bewegen, aber sind dabei nicht so geschickt wie ihre Freunde. Das heißt aber nicht, dass sie in Mathematik zum Beispiel nicht auch zum Rechenkönig werden können.

Eine Herausforderung ist das Klo gehen. Anfangs werden die Eltern von Ärzten und Therapeuten eingeschult. Wenn die Kinder dann schon größer sind, können sie selbst Tricks erlernen, wie sie ihre Blase und den Darm wieder entleeren können. Es kann auch sein, dass die Kinder ihre Beine nicht so gut spüren. Das heißt, Eltern müssen darauf achten, dass sie sich nicht einzwicken, sich vielleicht wehtun und das aber gar nicht bemerken. Es gibt ärztliche Kontrollen und auch Therapeuten, die Kind und Eltern unterstützen und bei Bedarf auch mit Hilfsmittel versorgen. Damit können alle gut am alltäglichen Familienleben teilhaben.

NME – Neuromuskuläre Erkrankungen

Dieses Gebiet ist riesig und nicht so leicht zu erfassen. Stell dir vor dein Freund erzählt dir, er kann nicht mehr so schnell mit seinem Fahrrad fahren, das kann viele Gründe haben. Zu wenig Luft im Vorderreifen, oder im Hinterreifen, die Kette ist rostig und bräuchte Öl, oder er ist den ganzen Winter nicht gefahren und grad nicht so geübt. Es gibt es auch viele mögliche Gründe, warum jemand weniger Kraft hat und schwächer ist. Schwächer sein bedeutet, dass der Muskel weniger kräftig ist.

Die Ursachen für neuromuskuläre Erkrankungen können ganze Bücher füllen. Nur als Beispiel: Es kann ein Problem im zentralen Nervensystem geben, sozusagen in der Hauptzentrale, und die Befehle werden gar nicht aus der Zentrale weitergegeben. Das heißt, dein Freund will zwar, aber kann das Fahrrad nicht so fest treten.

Wenn die Energie nicht zum Muskel kommt, dann kann sein, die Kette am Rad ist rostig und bräuchte mehr Öl. Oder der Muskel selbst ist anders aufgebaut als ein normaler Muskel. Das heißt dann zum Beispiel, dass dem Reifen die Luft fehlt. Es gibt verschiedene Hilfsmittel, um das Kind beim Sitzen, beim Gehen oder beim Spielen zu unterstützen, um an der Umwelt besser teilhaben zu können. Die Hilfsmittel, Maßnahmen und Therapien werden für jeden Einzelnen neu entschieden, je nachdem wo die Herausforderungen und Wünsche liegen.

Neuropädiater

Der Neuropädiater ist ein Arzt, der sich sehr gut mit dem Nervensystem von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auskennt. Hast du eigentlich gewusst, dass das Nervensystem wächst und sich dabei ständig verändert? Das Wachstum beginnt im Bauch der Mutter und dauert ungefähr bis zum 22. Lebensjahr. Am besten kann man das in den ersten Lebensmonaten und -jahren beobachten, wenn immer neue Fähigkeiten erlernt werden. Probleme des Nervensystems sind daher auch sehr oft altersabhängig. Das heißt, bestimmte Schwierigkeiten treten erst in einem bestimmten Alter auf und andere verschwinden dann auch wieder. Der Neuropädiater kennt sich auch sehr gut mit der kindlichen Entwicklung aus. Er kontrolliert regelmäßig sogenannte Entwicklungsschritte, wie zum Beispiel, ob du schon gehen kannst, wie viele Wörter du sprichst oder wie du spielst. Daran erkennt er, ob es Schwierigkeiten gibt oder alles in Ordnung ist. Der Neuropädiater untersucht das ganze Nervensystem und die Muskulatur. Schwierigkeiten können zum Beispiel sein: Fieberkrämpfe, Kopfschmerzen, Cerebralparesen, Muskelschlaffheit, Syndrome, geistige Behinderungen oder Lernstörungen. Er spricht mit den Eltern, stellt ganz viele Fragen und beobachtet das Kind. Manchmal ist auch ein Test in einem Labor notwendig, wo das Blut oder deine Gene untersucht werden. Es kann auch sein, dass Bilder von deinem Gehirn und Rückenmark gemacht werden. Aber keine Angst, das tut gar nicht weh. Du liegst nur für ein paar Minuten in einer großen Röhre. Oder du bekommst viele Elektroden, also kleine Pickerl auf den Kopf geklebt und schläfst dabei.

Orthese

Was ist eigentlich eine Orthese? Es gibt sie für alle möglichen Körperteile, also für die Hände, Füße oder die Wirbelsäule. Der Sinn einer Orthese ist, den Körper in seiner Bewegung zu unterstützen. Ein Beispiel: Eine Spastizität in der Wade zieht durch die höhere Spannung die Ferse nach oben. Angenommen, das wäre bei unserem Held Oscar der Fall, dann steht Oscar auf den Zehenspitzen und kann die Ferse nicht gut auf den Boden bringen. Die Orthese hilft Oscar, dass auch beim Gehen die Ferse besser auf dem Boden bleibt und sein Fußgelenk in beide Richtungen, also hauptsächlich nach oben und unten, beweglich bleibt. Es kann gut sein, dass Orthesen, die für das Gehen oder Stehen gedacht sind, anfangs ein bisschen stören, vor allem wenn sie ganz neu sind. Sie können ganz unterschiedlich ausschauen und es gibt sie in allen Farben, die man sich in der Regel aussuchen kann. Manchmal bekommt die Orthese eine kleine Pause. Auch bei Oscar, damit er wieder in seinen roten Lieblingsschuhen herumlaufen kann. Wichtig ist auch aufzupassen, dass die Orthese keine Druckstellen macht. Das kann sein, wenn sie neu ist und nicht ganz so gut passt oder weil man als Kind noch wächst. Wenn also eine rötliche Stelle auf der Haut sichtbar ist oder etwas drückt, dann soll die Orthese unbedingt von deinem Orthopädietechniker neu angepasst werden. Übrigens, Oscar würde jetzt sagen: Orthesen haben nichts mit den Ohren zu tun!

Orthopäde

Ein Orthopäde oder auch ein Neuroorthopäde ist ein Arzt, der auf die Behandlung von Bänder, Gelenke, Knochen, Muskeln, Nerven, Schleimbeutel und Sehnen spezialisiert ist. Bei Problemen oder Schmerzen hilft er dabei, dass es dir wieder besser geht. Wenn du dir also den Fuß verstauchst oder einen Knochen brichst oder du wie Oscar einen Spitzfuß hast, dann gehst du zum Orthopäden. Da kann es sein, dass du entweder einen Verband, Gips oder wie Oscar und sein Spitzfuß eine Operation brauchst. Es ist auch möglich, dass dich der Orthopäde öfter sehen will, weil er deine Wirbelsäule, deine Hüfte oder deine Füße untersucht. In dieser Zeit bist du vielleicht gerade im Wachstum, wo sich im Körper vieles schnell verändert. Von deinem Orthopäden bekommst du auch einen Verordnungsschein für eine Orthese, besondere Schuhe oder einen Rollstuhl. Und oft schreibt er einen Überweisungsschein für Physiotherapie, Ergotherapie oder für andere Ärzte.

Orthopädieschuhmacher

Der Orthopädieschuhmacher macht bunte Einlagen für deine Schuhe oder Sandalen, damit du besser gehen und stehen kannst. Die Einlagen unterstützen dein Fußgewölbe genau an der Stelle deiner Fußsohle, wo du am meisten Halt brauchst. Er macht auch Schuhe und Sandalen, die ganz genau an deine Fußform angepasst werden. Dabei kann es sein, dass du ein paar Mal in die Schuhe oder Sandalen hineinschlüpfen musst, damit sie dir perfekt passen. Meistens kannst du dir die Farbe deiner Schuhe oder Sandalen aussuchen. Schau doch mal, welche Farbe sich Oscar für seine Schuhe ausgesucht hat. Übrigens, hast du gewusst, dass der Orthopädieschuhmacher ganz eng mit deinen Eltern, Therapeuten und Ärzten zusammenarbeitet, um dich gut mit Hilfsmittel zu versorgen.

Orthopädietechniker

Der Orthopädietechniker macht Hilfsmittel für Menschen mit Behinderungen, deswegen sind Orthopädietechniker auch ein bisschen wie Mechaniker. Bei seiner Arbeit verwendet er verschiedene Materialien wie Gips, Leder, Stoff, Titan, Karbon oder Kunststoffe. Der Orthopädietechniker macht zum Beispiel die Schienen für deine Beine, das Korsett für deine Wirbelsäule, die Orthese für deine Hände oder die Sitzschale für deinen Rollstuhl. Manchmal macht er auch deinen SPIO-Body. Das ist Anzug aus Stoff, der ganz eng an deinem Körper anliegt, damit du dich besser spüren kannst. Sie kümmern sich auch um Dinge wie Stehbrett, Therapiefahrrad, Rollstuhl oder eine Sitzversorgung. Deshalb wissen Orthopädietechniker über den menschlichen Körper ganz genau Bescheid. Sie kennen sich auch mit den verschiedensten Werkstoffen aus und müssen dabei gut überlegen, was für dich am besten passt. Übrigens, hast du gewusst, dass der Orthopädietechniker ganz eng mit deinen Eltern, Therapeuten und Ärzten zusammenarbeitet, um dich gut mit Hilfsmittel zu versorgen.

Skoliose

Unsere Wirbelsäule geht vom Kopf bis zum Becken. Sie ist auch normalerweise nicht ganz gerade, sondern macht Bögen nach vorne und nach hinten. Im Halsbereich geht sie leicht nach vorne, auf Höhe der Brust leicht nach hinten und im unteren Rückenbereich wieder leicht nach vorne. Das sieht dann aus wie der doppelt geschwungene Buchstabe „S“. Skoliose sagt man dann, wenn die Wirbelsäule auch Bögen nach rechts und nach links macht und sich auch noch ein bisschen in eine Richtung dreht. Das kann man nicht mehr durch eigenen Bewegungen ausgleichen. Es gibt nämlich auch sogenannte „skoliotische Fehlhaltungen“, da kann das Kind oder der Jugendliche die Bögen nach rechts und links selbst korrigieren. Ursachen für eine Skoliose kennt man nicht immer, dazu sagt man dann „idiopathische“ Skoliose. Es gibt im Körper aber auch etwas, das die Skoliose begünstigt, wie zum Beispiel die Spastizität. Das nennt man dann eine neurogene Skoliose. Bei Kindern und Jugendlichen mit Spastizität ziehen Muskelzüge stärker als ihre Gegenspieler in die eine oder andere Richtung und fördern so eine Fehlstellung der Wirbelsäule. Hat ein Kind eine Skoliose, wird das von Ärzten mit Röntgen, also einem Foto von der Wirbelsäule, beurteilt und kontrolliert. Je nachdem wie stark die Bögen sind, reicht es, regelmäßig zur Physiotherapie zu gehen und Übungen auch zu Hause zu machen. Oder man bekommt ein Korsett. Das ist eine Art von Stütze aus Kunststoff, die vom Becken bis unter die Schultern um den Körper herum geht und verhindern soll, dass die Bögen nach rechts und links noch größer werden. Wichtig sind aber auch die Übungen, die man in der Physiotherapie gezeigt bekommt. Dabei wird das Korsett natürlich abgenommen. Ziel in der Therapie ist es, die Beweglichkeit in alle Richtungen zu erhalten. Die Muskelaktivität rund um die Wirbelsäule soll in die Richtungen unterstützt werden, die gegen die Bögen ziehen. So wird auch die Lunge in allen Bereichen besser belüftet. Wenn die Bögen sehr stark sind, dann kann auch eine Operation nötig sein.

Spastizität

Unter Spastizität, man kann auch Spastik dazu sagen, versteht man eine hohe Spannung der Muskeln. Das Wort Spastik kommt vom griechischen Wort “spasmós” und bedeutet Krampf. Die Spastik selber ist keine Krankheit, sondern ein Zeichen dafür, dass im Gehirn oder im Rückenmark eine Schädigung ist. Dabei können die Arme oder Beine manchmal nicht so gut bewegt werden, weil die Muskeln entweder zu steif oder zu schlaff sind. Die Spastik kann nur ganz leicht oder aber auch stark sein, je nachdem, welche Teile des Gehirns betroffen sind. Denn dort gibt es Bereiche, die über Nervenbahnen mit den Muskeln verbunden sind und so unsere Bewegungen steuern. Normalerweise sind unsere Muskelbewegungen ganz genau aufeinander abgestimmt. Wenn Oscar zum Beispiel eine Faust machen möchte, kommt von seinem Gehirn ein Befehl an seine “Fingerbeuge-Muskeln”. Das heißt, dass sich seine Finger zu einer Faust schließen. Gleichzeitig kommt auch ein Befehl an die “Fingerstreck-Muskeln”, dass sie locker lassen müssen. Bei einer Spastik ist dieser Ablauf gestört. Übrigens, ein spastischer Muskel ist ziemlich kraftlos oder schnell erschöpft. Es kann auch sein, dass man den Muskel nicht so gut spürt oder Schmerzen hat. Oder, dass Gefühle wie Freude oder Angst die Spannung der Muskeln verändern können. Mit Physiotherapie und Ergotherapie kann man die Muskeln behandeln, wenn sie entweder zu steif oder zu schlaff sind.